DAS TAGEBUCH DER CONCHITA VORWORT
ZUR DEUTSCHEN ÜBERSETZUNG DES TAGEBUCHS DER CONCHITA,
GESCHRIEBEN IN SAN SEBASTIÁN DE GARABANDAL © Alle Rechte
vorbehalten Stiftung Causa Garabandal |
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Viele Bücher und
Webseiten über Garabandal bringen das
(öffentliche) Tagebuch der
Conchita nicht, obwohl es sich um die einzige persönliche
Niederschrift von einer der Seherinnen der Marienerscheinung von
Garabandal handelt.
Kurz zur Geschichte
dieses Büchleins:
Im Jahr 1962 legten einige Theologen, welche die Erscheinungen von
Garabandal für authentisch hielten, der Seherin Conchita Gonzalez
nahe, sie solle doch eine Art Tagebuch über ihre und die Erfahrungen
der anderen drei Seherinnen niederschreiben. Conchita kam dieser
Bitte nach, obwohl sie selbst gar nicht so erpicht auf diese Arbeit
war. Das Mädchen hatte zu der Zeit nur eine sehr rudimentäre
Schulbildung genossen, und tat sich schwer mit Schreiben. Es ist
zwar anzunehmen, dass ihr die Dorflehrerin vielleicht bei einigen
wenigen Formulierungen behilflich war; sicher ist hingegen auf Grund
der vielen Rechtschreibfehler, dem schlechten Stil, den falschen
Wochentagen und anderen Details, dass Conchita dieses Tagebuch sehr
wohl selbstständig und von eigener Hand schrieb. Sie tat dies aus
ihrer Erinnerung und gemäß dem, was die Eltern der Mädchen und
andere Dorfbewohner gesehen hatten, was die vielen kleinen Probleme
mit der genauen Datierung einiger Ereignisse erklärt.
Wir wissen heute, dass
es von dem 64-seitigen Tagebuch mehrere handschriftliche Kopien gab,
und dass die Seherin selbst ihr einziges Exemplar vor Jahrzehnten
ausgeliehen und nie zurückbekommen hatte.
(s. weiter unten)
Das Tagebuch in
spanischer Sprache wurde von der amerikanischen Joey Lomangino
Stiftung gedruckt. Auf Grund dessen, dass es sich quasi um einen
Privatdruck handelte, ist nicht einmal das genaue Jahr der ersten
Ausgabe bekannt. Dieser Druck, in der Praxis die einzig bekannte
gedruckte Ausgabe, wird als „Padre Morelos“ Version bezeichnet.
Im Jahr 1967 gab der
Franzose Gabriel du Pilier die erste
Übersetzung aus dem Spanischen überhaupt heraus. Du Pilier hat aber,
wie ein anderer bekannter Garabandal Übersetzer, Gérard Suel, nicht
nur den Text ins Französische übertragen, sondern war auch selbst
mit den Erscheinungen gut vertraut, interviewte den Jesuitenpater
Ramon M. Andreu persönlich und zeichnete für die ausführlichen
Fußnoten verantwortlich. Du Pilier übersetzte aus Fotokopien oder
direkt aus einem der handschriftlichen Exemplare der Conchita.
Der Titel lautet: JOURNAL
DE CONCHITA, Traduit de l'espagnol par G. du Pilier, © 1967
Nouvelles Éditions Latines, Paris.
Von dem Büchlein
gibt es ein Faksimile auf einer französischen Webseite, der Druck
ist vergriffen.
http://www.temoins-amour-esperance.fr/Francais/Garabandal/Journal de
Conchita.pdf
Die einzige
bisherige deutsche Übersetzung des Tagebuchs der Conchita, die sich
im Buch von Irmgard Hausmann findet
(Die Ereignisse von Garabandal,
1981, Verlag Siegfried Hacker, Gröbenzell), wurde nicht, wie die
Autorin schreibt, direkt aus dem originalen spanischen Manuskript
übersetzt, sondern orientiert sich oft an der französischen
Übersetzung von du Pilier, was sogar bei Stellen zu
Übersetzungsfehlern führt, die in der „Padre Morelos“ Version
korrekt wiedergegeben werden. So beschreiben z.B. die drei Mädchen
den Zustand Conchitas in der allerersten Ekstase als: „que estaba
“no sé cómo” /
(Conchita) war „Ich weiss nicht wie“, was ja der
Wahrheit entspricht, da die Ekstasezustände in Garabandal
einzigartig waren. Pilier übersetzt diese Stelle mit: „C'est
qu'elle était toute drôle“, was vertretbar ist, weil „drôle“
auch seltsam und bizarr bedeuten kann, aber es
wörtlich mit „weil sie so spassig war“ zu übersetzen,
wie Hausmann es tut, ist nicht vertretbar, und zeigt klar, dass die
Autorin hier nicht aus dem spanischen Text übertragen hat.
Die erste englische
Übersetzung wurde von dem amerikanischen Pater Joseph A. Pelletier
erarbeitet („Our Lady comes to Garabandal“,
An Assumption
Publication, USA, 1971). Auch Pelletier besaß gemäß dem Vorwort
seines Buches Fotokopien eines der handschriftlichen Originale, hat
diese aber nicht immer konsequent verwendet.
Das Problem mit der
spanischen Ausgabe der Lomangino Stiftung ist, dass der
Text des Tagebuches nur in den ersten 5 oder 6 Seiten
(der
Seitenumbruch lässt sich nicht immer rekonstruieren)
der
handschriftlichen Niederschrift der Conchita folgt. Danach stellt
dieser eine Mischung aus einer Rückübersetzung der Ausgabe von du Pilier, originalen Lesarten und Interpolationen der für jene Ausgabe
verantwortlichen Person dar.
Dass es sich bei dieser
spanischen Textform, die sich sowohl in gedruckter als auch
elektronischer Form überall findet,
(eben der „Padre Morelos“
*
Version), nicht um den Originaltext handeln kann, den Conchita als
13-jähriges Kind niederschrieb, fiel bereits in der Vergangenheit
verschiedenen spanischen und französischen Autoren auf. Einige
spekulierten sogar, dass der ursprüngliche handschriftliche Text der
Conchita ein anderer war. Dies hat sich durch unsere Untersuchung
NICHT bestätigt. Die Veränderungen des Textes sind rein
sprachlicher Natur. Eine bekannte und immer noch in
ausreichender Zahl vorhandene Druckausgabe der „Padre Morelos“
Version ist:
„Diario de Conchita de
Garabandal“, Prólogo por el doctor Jerónimo Dominguez, New York
Publishing Co., New York, ca. 1972
(kart., grüner Einband).
Ansonsten sind mehrere digitale Ausgaben dieses Textes gratis im Web
abrufbar.
Wir erachteten es
deshalb für notwendig, eine Kopie des originalen spanischen Textes
zu bekommen, bevor es Sinn machte, eine neue deutsche Übersetzung
von Conchitas Tagebuch in Angriff zu nehmen. Denn es stellte sich
endgültig heraus, dass die erwähnte „Padre Morelos“ Version
* nach
den ersten Seiten einen stark verfälschten Text bringt, der nicht
die ursprüngliche Sprache der 13-jährigen Conchita wiedergibt.
* Warum diese Ausgabe
der amerikanischen Garabandalzentren so genannt wird, ist unklar.
Wieso sollte gerade ein mexikanischer Priester, der ein großer
Verehrer der heiligen Jungfrau von Garabandal war, für diese
Übertragung der französischen Ausgabe von du Pilier verantwortlich
sein, in der man dessen Namen unterdrückt hat, aber so dilettantisch
vorging, dass man vergaß, eine gedruckte französische Überschrift zu
entfernen?
Rekonstruktion und deutsche Übersetzung des Originaltextes
Wichtige Anmerkung der Stiftung:
(Bei einigen in diesem Vorwort und
den Fußnoten zur deutschen Übersetzung vorgebrachten Meinungen
handelt es sich um die persönlichen Ansichten unseres Mitarbeiters.
Dies trifft nicht auf die hier
geschilderten Umstände und die deutsche Übertragung zu,
die in bestem Wissen und Gewissen so genau als möglich erarbeitet
wurde, und deren Ziel es ist, die Gedanken der Seherin Conchita
Gonzalez wahrheitsgetreu ins Deutsche zu übertragen. Die Worte in
runden Klammern dienen zum besseren Verständnis des Textes, den
Conchita nicht immer sauber ausformuliert hat
(ein Grund für die veränderte Form der spanischen Ausgabe).
Wie es dazu
kam, dass der originale Text des Tagebuches der Conchita
rekonstruiert werden konnte. (Leser, die an dieser Recherche nicht
interessiert sind, bitten wir, den folgenden Abschnitt in doppelten
Klammern zu überspringen).
[[Das Problem war
also das Fehlen eines alternativen Textes, mit Ausnahme von vier
(nicht zusammenhängenden) Faksimile-Seiten des ursprünglichen
Tagebuchs, die in der ersten französischen Übersetzung des Tagebuchs
im Jahr 1967 von Gabriel du Pilier reproduziert wurden. Weitere fünf
Seiten (das Ende des Tagebuchs) finden sich in einem Buch des
bekannten Garabandal Autors der ersten Stunde, Francisco
Sanchez-Ventura („Las negaciones de Garabandal“, zu deutsch: Die
Widerrufungen oder Verneinungen von Garabandal, 1966), – also
insgesamt neun von insgesamt 64 handgeschriebenen Seiten des
Originaltagebuchs.
Nach einer
ausgiebigen Suche im Internet war es möglich, zwei Versionen zu
finden, die sich vom Text der „Padre Morelos“ Version zu
unterscheiden schienen. Nach einer weiteren Online-Suche und
verschiedenen Abklärungen bezüglich des Textes selbst, konnte die
Quelle dieses abweichenden Textes ausfindig gemacht werden. Sie fand
sich auf einer kleinen, sichtlich alten Webseite, die von einem
Provider in Bilbao, im Baskenland, gehostet wird. Auf Grund einiger
Nachforschungen und dem Fehlen von Absätzen, konnte vermutet werden,
dass der elektronische Text des Tagebuchs auf der besagten Webseite
aus einer optischen Texterkennung (OCR) einer
maschinegeschriebenen (nicht gedruckten) Kopie des Tagebuchs
stammen musste (was sich später als korrekt herausstellte).
Dieser Text war
allerdings von schlechter Qualität und ein wichtiger Abschnitt
fehlte. Auch gab die Webseite selbst keinerlei Hinweis auf ihren
Autor. Jedoch gab es in einem anderen Teil der Seite einen Link zu
einem Youtube-Kanal. Leider handelte es sich um einen alten Kanal
ohne persönliche Informationen oder neue Einträge. Bei der Suche
nach Schlüsselwörtern fand sich jedoch eine neuere Version des
Kanals, die ihrerseits einen Link zu einer Facebook-Seite des Users
mit seinem vollen Namen enthielt. Ein Blick auf die letzten
Aktivitäten machte jedoch deutlich, dass die Seite nicht sehr häufig
genutzt wurde. Bei der Suche nach einer Adresse für den angegebenen
Namen tauchte unerwarteterweise ein Eintrag in den gelben Seiten
eines spanischen Online-Verzeichnisses auf (seltsamerweise in
portugiesischer Sprache), in dem eine Postadresse in Bilbao
angegeben war. Einen klassischen Brief an diese Adresse zu
schreiben, erschien angebracht. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies zu
etwas führen würde, war allerdings gering.
In der Zwischenzeit
gelang es unserer Stiftung, dank der freundlichen Vermittlung von
Herrn Glenn Hudson, der für die Joey Lomangino Stiftung in New York
zuständig ist, Kontakt mit der Seherin Frau María Concepción Keena
selbst aufzunehmen. Zu unserer großen Enttäuschung stellte sich
heraus, dass Conchita das einziges Exemplar ihres eigenen Tagebuchs
vor sehr langer Zeit ausgeliehen und nie zurückerhalten hatte, so
dass sie uns diesbezüglich auch nicht helfen konnte. In der
Zwischenzeit hatte überraschenderweise die besagte Person aus Bilbao
unserem Mitarbeiter eine E-Mail geschickt (es war anfangs keineswegs
klar, dass die Adresse zur richtigen Person gehörte) und bestätigt,
dass sie es war, die den fraglichen Text vor Jahren hochgeladen
hatte, aber sie nicht mehr wusste, wo die Originalseiten abgeblieben
waren, oder ob sich diese überhaupt noch in ihrem Besitz befänden.
Diese Person, Herr
Felix Antonio Pascual Rubio, erzählte in seiner nächsten E-Mail,
dass es eine frühe Tonbandaufnahme gäbe, auf der Conchita ihr
eigenes Tagebuch vorliest, und dass er eine Kopie dieser Aufnahme
besäße, die er uns zur Verfügung stellen würde! Am nächsten Tag
begann er aufs Geratewohl in einem großen Stapel von Dokumenten über
Garabandal zu suchen und fand nach kurzer Zeit die 16 originalen A-4
Seiten der fraglichen Abschrift, was ihn mehr als erstaunte!
Später teilte uns
Herr Pascual Rubio mit, dass er vor ca. 30 Jahren in einem Artikel
einer lokalen Illustrierten zum ersten Mal von Garabandal hörte,
aber feststellen musste, dass im Spanien der 1990er Jahre kaum
jemand über diese Erscheinungen Bescheid wusste. Es stellte sich
dann heraus, dass Herr Pascual Rubio die letzte Person war, die in
der Folge einige der älteren noch lebenden Augenzeugen der Vorfälle
gründlich interviewt hatte. Vor kurzem veröffentlichte er ein Buch
mit einigen dieser Interviews, und entschloss sich, dieses
unentgeltlich auf der Website von Santiago Lanús in Argentinien (http://www.virgendegarabandal.com)
zur Verfügung zu stellen. Unter den Personen, die Herr Pascual Rubio
interviewte, befand sich auch der Geschäftsmann Plácido Ruiloba aus
Santander, der damals die Tonbandaufnahme in Conchitas Küche gemacht
hatte. Er war ein wichtiger Augenzeuge und Freund der Familie, der
im Tagebuch der Seherin Conchita mehrmals erwähnt wird.
So kam es dann dazu,
dass die Auswertung der Tonbandaufnahme, Scans der Fotokopie der
erwähnten maschinegeschriebenen Abschrift des Tagebuches, die
Faksimile Seiten, sowie (für den zweiten Teil), die Zitate in Pater
Eusebio García Pesqueras bekanntem Garabandal Buch es erlaubten, den
Text in seiner Gesamtheit wiederherzustellen.
(Se fue con prisas a
la montaña / Maria aber ... machte sich mit Eile in das Gebirge auf,
gemäß Lk. 1,39)]]
Die Rekonstruktion des Textes war eine
ziemlich mühselige Arbeit, die sich aber doch gelohnt hat, vor allem
was die Ereignisse der ersten Tage betrifft. Die natürliche Art und
Weise, in der Conchita die Ereignisse schildert, ist in der „Padre
Morelos“ Version oft verloren gegangen, in einigen Abschnitten sogar
vollkommen und dies ohne guten Grund.
Aus der Tonbandaufnahme von Ruiloba ist
auch herauszuhören, dass Conchita nicht sehr begeistert war, ihr
ganzes Tagebuch vorlesen zu müssen
(die Zeit, in der die Mädchen die
Erscheinungen und die anderen Seherinnen verleugneten, war 1963
bereits gekommen. Diese problematische Periode wurde von der
Heiligen Jungfrau selbst gleich zu Beginn der Erscheinungen
vorausgesagt und stieß damals bei den Mädchen auf völliges
Unverständnis). Conchita las das Tagebuch nur vor, weil Herr Ruiloba,
der ein sehr enger Freund war, so sehr darauf bestand. Dasselbe gilt
für das Tagebuch selbst. Wer also glaubt, dass das Mädchen plante,
mit seinen Erlebnissen Berühmtheit zu erlangen, der irrt sich sehr.
Oft hört man die Behauptung, dass die
vier Mädchen eine eingeschworene Clique bildeten, die ihre
„Vorstellungen“ minutiös gemeinsam planten. In Wahrheit war z.B.
Conchita damals nicht mit Jacinta befreundet, wie bereits klar aus
der ersten Episode des Tagebuchs hervorgeht. Auch ihre Eltern und
die Dorfbewohner bestätigten mehrmals, dass die vier vor Beginn der
Erscheinungen keine Gruppe von Freundinnen bildeten. Es war also die
heilige Jungfrau selbst, die sich gerade diese vier Kinder
ausgesucht hatte, so wie Sie sich auch jetzt für die Verbreitung
Ihrer Botschaft Menschen verschiedenster Herkunft aussucht, – so wie
Sie es für richtig hält, und nicht wie es uns Menschen als logisch
erscheint!
Jeder, der über die Erscheinungen von
Garabandal gelesen hat, weiß, dass diese Ereignisse sehr komplex
sind und viele Facetten besitzen
(auch wegen ihrer langen Dauer).
Aufgrund der Tatsache, dass sie vom zuständigen Bistum Santander
nicht als übernatürlich anerkannt sind, hat niemand versucht,
gewisse Schilderungen zu beschönigen oder zu verändern.
So ist in Garabandal die Dokumentation
bruchstückhaft und besteht aus vielen persönlichen Erlebnissen
verschiedenster Besucher, aber auch der Eltern und Verwandten der
Mädchen, sowie der Dorfbewohner. Den besten Versuch, eine
chronologische Ordnung in die vielen Berichte zu bringen, unternahm
der Kapuzinermönch Eusebio García de Pesquera
(s. oben), der selbst
nicht Zeuge der Erscheinungen war. Er trug in mühevoller Kleinarbeit
verschiedene Quellen zusammen, überprüfte diese und brachte sie
unter dem Pseudonym Dr. Gobelas in Buchform heraus. Seine
persönlichen Nachforschungen dauerten von 1970 bis in die 1980er
Jahre. Die ursprünglichen Ausgaben der beiden ersten Teile dieses
umfangreichen Werks, die das Jahr 1961 abdecken, wurden in der
ersten Hälfte des Jahres 1972 bzw. im Jahr 1973 veröffentlicht, der
zweite und letzte Teil im Jahr 1974, die Gesamtausgabe in einem Band
im Jahr 1979. Es gibt Indizien aus der privaten Korrespondenz
Pesqueras, dass ein Bischof der Diözese Santander, José María
Cirarda, im Jahr 1970 mittels Druck auf den Stiftsvorsteher des
Kapuzinermönches persönlich dafür sorgte, dass diesem der Zugang zum
Dorf verwehrt wurde, als Pesquera plante, für weitere Recherchen die
Dorfbewohner selbst zu befragen.
Diese Tatsache erklärt
zum Teil, warum eine den Erscheinungen vollkommen fremde Person wie
Ramon Perez, der zwar spanische Wurzeln hatte, aber in Frankreich
lebte und nur schlecht Spanisch sprach, von der Heiligen Jungfrau
dazu auserkoren wurde, die Dorfbewohner im Jahr 1971
(10 Jahre nach Beginn der
Erscheinungen) gründlich zu befragen. Denn das
Bistum konnte es einem französischen Touristen wohl nicht verbieten,
das Bergdorf zu besuchen.
Perez
schrieb das bekannte Buch
(„Le village parle“ / zu Deutsch etwa:
„Das Dorf sagt aus“), in dem er alle Dorfbewohner, die damit
einverstanden waren, standardisierte Fragen beantworten liess. Wie
Perez dazu kam, schildert er in einem Interview aus dem Jahr 2020
auf Youtube. Es ist eine wahrlich unglaubliche Geschichte, die an
anderer Stelle kurz erzählt werden soll.
Aus verschiedenen Quellen geht hervor,
dass alle vier Mädchen sehr unter den Angriffen des Bistums
Santander zu leiden hatten (gemäß vielen Garabandal-Autoren zu
Unrecht, da keine belastbaren theologischen Gründe vorlagen). Man
setzte offensichtlich alles daran, die Erscheinungen ein für alle
Male zu „versenken“ und massiven psychologischen Druck auf die
Seherinnen auszuüben. Das genaue Motiv für das „feindliche“
Verhalten des Bistums gegenüber den Erscheinungen, das bis heute
andauert, bleibt eines der großen Geheimnisse von Garabandal.
Es ist bekannt, dass Conchita, Maria-Dolores und Jacinta dank der
Vermittlung des blinden Italo-Amerikaners Joey Lomangino, einem
dedizierten Verfechter der Erscheinungen von Garabandal, am Anfang
der 1970er Jahren in die USA auswanderten
(bzw. aus ihrem Heimatland
flohen), und nur María Cruz Madrazo in Spanien zurückblieb, sie aber
in eine andere Provinz zog.
Conchitas „öffentliches Tagebuch“
* ist
eine der wichtigsten Quellen der Erscheinungen von Garabandal,
jedoch weist es verschiedene Schwächen auf
(Daten, logische Abfolge, usw.).
Das Mädchen hat es nur geschrieben, weil sie, wie gesagt, von
einigen Theologen, die von der Echtheit der Erscheinungen überzeugt
waren, inständig darum gebeten wurde.
Conchita begann ihr Tagebuch viele
Monate nach den Ereignissen niederzuschreiben. Ein Problem sind also
auf der einen Seite unsichere Zeitangaben und nachweislich falsche
Daten. (Das Mädchen hatte offensichtlich im Dorf nicht einmal einen
Kalender aus dem Jahr 1961 zur Hand!) Auf der anderen Seite ist es
so, dass das Tagebuch zwar die Anfänge der Erscheinungen sehr
detailliert beschreibt, aber immer weniger Informationen gegeben
werden, je weiter die Monate voranschreiten. Ein Grund dafür mag
sein, dass das „Außergewöhnliche alltäglich wurde“, eine
Formulierung, die sich als Überschrift des fünften Kapitels im
ersten Teil des Werks von Eusebio G. Pesquera findet. Ein weiteres
Problem ergibt sich aus der Tatsache, dass sich die Kinder während
der „dynamischen“ Ekstasen (ab
August 1961) ihrer körperlichen Aktivitäten
und Bewegungen kaum bewusst waren, so dass Personen, welche die
Ekstasen von außen beobachteten, oft genauere Beschreibungen des
Geschehenen geben konnten als die Mädchen selbst.
(**
Es gibt noch ein
weiteres Tagebuch, das Conchita mit ihrem geistlichen Beistand und
ihrer Lehrerin, der Nonne María Nieves García, im Jahr 1966 während
ihres Aufenthalts im Kolleg der Konzeptionistinnen in Burgos
aufgeschrieben hat. Darüber hinaus gibt es noch die wirklich
privaten Aufzeichnungen, von denen einige Fragmente unerlaubt
veröffentlicht wurden. Aus diesem Grund ist es wenig wahrscheinlich,
dass noch weiteres biografisches Material zu Lebzeiten Conchitas
öffentlich wird.)
Was aber die Kommunikation mit der
Erscheinung betrifft, nahmen sie diese wahr, wie wir eine
tatsächlich vorhandene Person wahrnehmen; Einzelheiten der Gespräche
mit Ihr drangen aber kaum nach außen. Was jedoch ihre körperlichen
„Aktivitäten“ betrifft, erhielten sie oft nur eine sehr begrenzte,
oder gar keine sensorische Rückmeldung. Im letzteren Fall speicherte
ihr Gehirn die letzte Position, in der sich ihr Körper befand,
bevor der ekstatische Zustand eintrat.
Manche Menschen ziehen aus diesen
Tatsachen den Schluss, dass die komplexeren Ekstasen, wie die
ekstatischen Stürze dämonischen Ursprungs waren. Gebildete Pfarrer
und Theologen wussten jedoch, dass auch katholische Heilige ähnliche
Erfahrungen machten. Und selbst der kritisch veranlagte spätere
Geschäftsmann Juliani y Morencos
(der die genauesten Aufzeichnungen
der Ekstasen verfasste), war tief beeindruckt von der hohen Ästhetik
dieser lebenden Skulpturen, die anscheinend ein sichtbares Symbol
der Ehrerbietung des Menschen gegenüber dem allmächtigen Gott
darstellten.
Aus rein naturwissenschaftlicher
Sicht erscheint es nicht möglich, die beobachteten Anomalien zu
klassifizieren oder sie irgendeiner bekannten Ursache oder Technik
zuzuordnen. Sollte
tatsächlich eine Art „Technologie“ im Spiel gewesen sein, so wäre
diese so weit von unseren physikalischen und biologischen
Vorstellungen entfernt, dass unserer Meinung nach jede tiefer
gehende Erklärung zum Scheitern verurteilt wäre. Manifestationen des
sogenannten „Paranormalen“ passen ebenfalls nicht zu vielen
Anomalien, die täglich in Garabandal auftraten, und könnten diese
nicht erklären. Darüber hinaus ist eine lineare Weiterentwicklung
und Steigerung der Phänomene zu beobachten, angefangen von den
ersten „statischen“ Ekstasen in den letzten Junitagen 1961
(die von
einigen Ärzten vorschnell als kataleptische Zustände diagnostiziert
wurden), bis hin zu den extrem komplexen Phänomenen Mitte August,
deren intensivste Phase gemäß Juliani y Morencos bis zum 18. Oktober
1961 andauerte, also dem Tag des Verlesens der ersten Botschaft.
Das Erzeugen und die direkte Steuerung der Phänomene durch das
Bewusstsein des Erzengels erscheint am wahrscheinlichsten, obwohl
uns diese Variante als vollkommen fremd, absurd und unglaublich
erscheint.
Es hat auch den Anschein,
als ob der Engel sehr sorgfältig vorgegangen war, um die Gesundheit
der Mädchen nicht zu gefährden, wenn sie in das unserer Physik
unbekannte Feld mit seinen erstaunlichen Eigenschaften versetzt
wurden. Ein solches Feld muss unbedingt postuliert werden, um zum
Beispiel die Tatsache zu erklären, dass darin oft keine normale
Schwerkraft herrschte. Ich schreibe dies nicht leichtfertig, sondern
nach sorgfältigem Studium der Augenzeugenberichte.
Dass bei den Ekstasen immer wieder eine
ganze Reihe von physikalischen Gesetzen gebrochen wurde, geht aus
verschiedensten Schilderungen hervor. Auch dass in den meisten
Fällen Außenstehende die Körper der Mädchen in Ekstase weder
bewegen, noch anheben konnten, wurde wiederholt beobachtet und
verblüffte alle Augenzeugen, die sich diese Ereignisse aus nächster
Nähe ansahen; während dies den Mitseherinnen, auch wenn sie sich
selbst im normalen Zustand befanden, ohne jede Anstrengung möglich
war. Wurde hingegen von einigen Personen rohe Gewalt angewendet, war
es manchmal möglich, die Glieder der Mädchen in verdrehte Positionen
zu bringen, in denen sie „eingefroren“ verblieben. Die so
blockierten Gliedmassen konnten nur durch eine der anderen
Seherinnen wieder „entzerrt“ werden.
Im Kapitel „Das geheimnisvolle
Ekstase-Feld von Garabandal“, das sich im Anhang findet, werden alle
Anomalien aufzählt, die wiederholt auftraten und von
zuverlässigen Augenzeugen gesehen wurden. Da sich die Vorgänge
über einen so langen Zeitraum erstreckten, und so viele verschiedene
Menschen aus allen sozialen Schichten anwesend waren,
kann die
Erklärung einer kollektiven Hysterie oder Wahrnehmungsstörung
ausgeschlossen werden.
Allerdings sah nicht jeder Beobachter
alles, wie auch nicht alles gefilmt oder photographiert wurde. Die
ekstatischen Märsche fanden hauptsächlich in der Dämmerung und
nachts statt und begannen so unvermittelt, dass Augenzeugen vom
Beginn der Ekstase vollkommen überrascht wurden. Auf die Behauptung
einiger, die Kinder seien geflogen und nicht gelaufen, entgegnete
der zuverlässige Augenzeuge Benjamin Gomez, dass die Füße der
Mädchen sehr wohl den Boden berührten, aber auf eine seltsame Art,
die Gomez an Tanzschritte erinnerte. Den meisten Augenzeugen fiel
auf, dass die Beinbewegungen der Mädchen in Ekstase nicht zu der
hohen Geschwindigkeit passte, mit der sie sich tatsächlich
fortbewegten (Psychotherapeut Puncernau). Andere beobachteten, dass
Steine, über welche die Mädchen liefen, nicht bewegt wurden und dass
sich die „Märsche“ aus der Entfernung anhörten wie der Flügelschlag
eines vorbeifliegenden Vogelschwarms. Pfarrer de la Riva berichtet
von einem zischenden Geräusch, als eines Mädchen an ihm vorbei
rannte.
Zuletzt muss man noch die Theorie
einiger Forscher erwähnen, die besagt, dass alle echten
Marienerscheinungen Kontakte „der dritten Art“ mit Außerirdischen
sind. Man vergisst dabei, dass die überaus schädlichen physischen
und psychischen Auswirkungen, die von Menschen erlebt werden, die
diesen Phänomenen begegnen (typische Folge: posttraumatisches
Stresssyndrom), nicht mit dem zu vergleichen sind, was in Garabandal
beobachtet wurde.
Und alles einem übertriebenen
religiösen Eifer der Menschen zuzuschreiben, die Zeugen der
Erscheinungen waren, steht im Widerspruch zu dem, was
tatsächlich gesehen und detailliert beschrieben wurde,
einschließlich der originalen geflüsterten Worte, welche die
Mädchen mit der Erscheinung wechselten und die entweder auf Band
aufgenommen oder abgeschrieben wurden
(auch wenn sie nur zu verstehen waren,
wenn um die Kinder völlige Ruhe herrschte).
Uns erscheint die klassisch religiöse
Erklärung, dass ein oder zwei Erzengel und die Mutter Gottes in San
Sebastián de Garabandal anwesend waren, diejenige, die am besten zu
den außergewöhnlichen Vorfällen passt, die in diesem Dorf während
jener denkwürdigen Jahre beobachtet und erlebt wurden. Man könnte
sogar so weit gehen, die Erscheinungen der heiligen Jungfrau Maria
in dem kleinen Bergdorf San Sebastián de Garabandal als das
letzte biblische Ereignis zu bezeichnen, das Gott in seiner
Barmherzigkeit den Menschen geschenkt hat, die an Ihn glauben.
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